Wärmepumpe ohne Fußbodenheizung - geht das?
Im Zusammenhang mit der Wärmewende wird immer wieder die Kombination aus Wärmepumpe und Fußbodenheizung aufs (oder unter das) Parkett gebracht. Die beiden gelten als Dream-Team. Aber musst du eine Wärmepumpe immer mit einer Heizung unter dem Bodenbelag kombinieren? In einem Wort: nein. Warum das so ist, welche Faktoren du beim Beraten deiner Kunden*innen beachten musst und wann sich die Kombination lohnt, erfährst du hier.
Die Wärmepumpe wird nicht kommen – sie ist schon längst da. In den meisten europäischen Ländern ist diese Heizmethode schon weit verbreitet. Auch Deutschland hat hunderttausende Geräte in Betrieb, muss aber noch aufholen: Nach Angaben des Europäischen Wärmepumpenverbandes (EHPA) heizen knapp 6 von 1.000 deutschen Haushalten mit Wärmepumpe. Damit liegen wir weit hinter Ländern wie Österreich (12 von 1.000), Frankreich (15 von 1.000) oder Spitzenreiter Finnland (70 von 1.000). Laut Plänen des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klima (BMWK) sollen ab 2024 jedes Jahr eine halbe Million Wärmepumpen hinzukommen. Uns steht also eine Menge Arbeit bevor. Eine große Herausforderung dabei ist, dass viele Kunden*innen zwar eine Wärmepumpe betreiben wollen – aber nicht wissen, ob sie dafür das gesamte Heizungssystem austauschen müssen. Hier kommst du ins Spiel.
Wenn du ein Heizsystem planst, sind die Details wichtig: Von der Leistung der Wärmepumpe über den Heizkörpertyp bis zur Dämmung des Hauses spielt alles eine Rolle. Aber der Reihe nach.
Schön warm hier! Aber warum?
Wärmeübertragung ist die Essenz eines jeden Heizsystems. Es gibt drei Möglichkeiten, Wärme zu übertragen: Leitung, Konvektion und Strahlung. Für die Zentralheizung in Privathäusern sind die Konvektion und die Strahlung relevant.
- Konvektion: Wärmequellen bringen die Luft in Schwung. Wenn das Wasser im Heizkörper heiß ist (50–75 °C), steigt die warme Luft auf, um dann wieder abzukühlen. Dieser Zyklus wiederholt sich, bis der Raum die gewünschte Temperatur erreicht hat. Dadurch werden vor allem die oberen Luftschichten im Raum warm.
- Strahlung: Wärmequellen strahlen Hitze aus und erwärmen die Luft um sie herum – und wärmen damit auch direkt uns.
Nicht nur heiße Luft: Fußbodenheizung vs. Heizkörper
Die beiden Hauptmethoden, um Häuser zu heizen, sind der Radiator (also der normale Heizkörper) und die Fußbodenheizung. Unabhängig von Design oder Material übertragen die meisten Radiatoren etwa 75 % der Wärme durch Konvektion und die restlichen 25 % durch Strahlung. Die Fußbodenheizung überträgt 40 % durch Konvektion und 40 % durch Strahlung. Das heißt: Durch den Boden übertragene Wärme verteilt sich gleichmäßig im Raum. Der Heizkörper hingegen erzeugt einen Luftstrom, der die Decke stärker erwärmt als den Boden – er ist also weniger effizient.
Hier siehst du beide Systeme im Vergleich:
Kriterien | Fußbodenheizung | Radiator |
---|---|---|
Wärmeverteilung | Gleichmäßige Wärmeverteilung über die gesamte Fläche des Raums | Konzentrierte Wärmeabgabe in unmittelbarer Nähe des Radiators |
Installation | Aufwändigere Installation während des Bauprozesses Vor allem für Neubauten geeignet | Geringerer Installationsaufwand Einfache Nachrüstung in bestehenden Gebäuden |
Benötigte Vorlauftemperatur | 35 - 50 °C | 50 - 80 °C |
Reaktionszeit | Langsamere Reaktionszeit, länger anhaltende Wärme | Schnellere Aufheizung, schnellere Abkühlung |
Energieeffizienz | Vorlauftemperaturen werden effizient genutzt | Höhere Vorlauftemperaturen können den Energieverbrauch erhöhen |
Kosten | Höhere Installationskosten, niedrigere Kosten im Betrieb | Geringere Installationskosten, höhere Kosten im Betrieb |
Komfort | Gleichmäßiges Raumklima Keine sichtbaren Heizkörper | Temperaturunterschiede im Raum Sichtbare Heizkörper |
Wie effizient arbeitet die Wärmepumpe mit Fußbodenheizung?
Die Fußbodenheizung bietet gegenüber herkömmlichen Heizmethoden also einige Vorteile. Sie ist besonders für Neubauten interessant, weil du sie dann direkt in den Hausbau einplanen kannst. Eine Nachrüstung ist mit größerem Aufwand verbunden, da der Bodenbelag zuerst geöffnet und nach dem Einbau neu verlegt werden muss. Außerdem arbeiten Fußbodenheizungen durch ihre niedrigere Vorlauftemperatur effizienter, denn eine niedrigere Vorlauftemperatur benötigt weniger Energie.
Allerdings ist die Wärmepumpe auch im Betrieb mit herkömmlichen Heizungen eine echte Effizienzmeisterin. Wir haben das hier einmal dargestellt. Die Grafik zeigt die Effizienz einer Heizung mit Luft-Wasser-Wärmepumpe je nach Außentemperatur und Vorlauftemperatur. Eine Fußbodenheizung benötigt wie beschrieben eine Vorlauftemperatur von etwa 35 °C, Radiatoren brauchen mindestens 50 °C heißes Wasser. Links siehst du den Coefficient of Performance (COP), der die Effizienz einer Wärmepumpe beschreibt. Ein Wert von 3 bedeutet z.B., dass 1 kWh elektrische Energie 3 kWh Wärmeenergie ergibt – also ein Wirkungsgrad von 300 %.
Wir sehen in der Grafik eine höhere Wärmeleistung bei Vorlauftemperaturen von 35 °C. Auch bei Minusgraden liegt der COP-Wert der Wärmepumpe mit Fußbodenheizung bei stolzen 2,75–4. Aber: Auch bei einer Vorlauftemperatur von 50 °C, also bei Radiatorenheizungen, erreicht das System einen COP von 2–3.
Zum Vergleich: Ein Gas-Kessel der letzten Generation erreicht maximal einen Wirkungsgrad von 90 % und belastet dazu noch die Umwelt mit Treibhausgasen. Die Wärmepumpe ist also der fossilen Heizung in jeder Hinsicht deutlich überlegen: Mit ihr kann man im Betrieb Geld und CO2 sparen.
Neue Kraft für alte Hasen: Wärmepumpen und Heizkörper
Grundsätzlich ist es einfacher und für die Kunden*innen kostengünstiger, die vorhandene Heizung mit Radiatoren weiterzunutzen. Es gilt der alte Handwerksgrundsatz: „Sanieren vor Austauschen“. Dabei ist es wichtig, die jeweiligen Umstände zu beachten: Schlechter gedämmte Gebäude benötigen z.B. eine höhere Heizleistung und damit eine höhere Vorlauftemperatur. Für diese Fälle gibt es besondere Lösungen wie die Hochtemperatur-Wärmepumpe, die höhere Temperaturen erreicht, während ihre Effizienz erhalten bleibt. Wir haben in einer Folge unseres Podcasts „Energie aufs Ohr“ über genau dieses Thema gesprochen.
Außerdem solltest du prüfen, welche Radiatoren im jeweiligen Gebäude verbaut sind, denn nicht alle eignen sich gleichermaßen gut für die Zusammenarbeit mit der Wärmepumpe. Das bedeutet, dass es sich in manchen Fällen lohnt, die Heizkörper mit einem anderen Modell auszutauschen. Das ist weniger aufwändig als der Einbau einer Fußbodenheizung, bringt aber bereits sehr viele ihrer Vorteile mit sich. In Deutschland sind vor allem vier Varianten verbreitet, die sich in zwei große Gruppen aufteilen:
Glieder- und Röhrenheizkörper
Die beiden ältesten Heizkörpertypen sind am häufigsten in älteren Häusern anzutreffen. Sie benötigen wegen ihrer vergleichsweisen geringen Heizfläche hohe Temperaturen und reagieren recht langsam. Sie sind am wenigsten geeignet, um eine Wärmepumpe optimal zu nutzen
Niedertemperatur- und Plattenheizkörper
Diese Radiatoren bieten eine sehr große Heizfläche, daher muss sie Vorlauftemperatur nicht so hoch sein wie bei älteren Modellen. Zusätzlich wärmen sie stärker durch direkte Hitzestrahlung als durch Konvektion, was sie noch einmal effizienter macht. Diese Heizung ist gut zur Kombination mit einer Wärmepumpe geeignet.
Effizient heizen mit smarten Systemen
Gerade bei Radiatoren-Heizungen mit Wärmepumpe empfehlen wir, ein (Home) Energiemanagementsystem (H)EMS) zu installieren. Ein solches smartes System optimiert die Leistung einer Photovoltaik in Kombination mit einem Heizsystem, indem es die Verbraucher vernetzt und steuert. Wenn die Wärmepumpe darauf ausgelegt ist, mit einem (H)EMS zusammenzuarbeiten, reguliert das System die Vorlauftemperatur je nach Außentemperatur. Das sorgt dafür, dass die Wärmepumpe unter optimalen Bedingungen arbeitet und die Vorlauftemperatur nicht zu hoch ist – nicht jeder Wintertag ist so kalt, dass die Heizung auf voller Leistung laufen muss.
Zusammenfassung
Also: Lohnt sich eine Wärmepumpe auch ohne Fußbodenheizung? Die Antwort ist ja.
Fußbodenheizungen sind zwar optimal für die Zusammenarbeit mit einer Wärmepumpe geeignet, aber auch bei älteren Heizungsmodellen bietet die Wärmepumpe einen sehr viel höheren Effizienzgrad als fossile Heizungen. Durch verbesserte Dämmung, neue Radiatoren oder ein Energiemanagementsystem optimierst du auch ein älteres Heizungssystem für die Aufnahme einer Wärmepumpe, ohne es direkt durch eine Fußbodenheizung zu ersetzen. So werden auch alte Heizkörper Teil der Wärmewende.